Die Steigerungsrate (53 Prozent zum Vorjahr) spricht Bände: Keine Heizungstechnologie liegt derzeit so stark im Trend wie die Wärmepumpe. Die hohen Anstiegsraten im Jahr 2022 hatten mehrere offensichtliche Gründe: Die hohen Energiepreise und die unsicher gewordene Gasversorgung lassen die Verbraucher nach Alternativen zu den fossilen (bisherigen?) Marktführern suchen. Die kurzfristigen Anpassungen der Förderbedingungen hatten allein im August 2022 zu einem extremen Sondereffekt bei der Nachfrage nach Wärmepumpen geführt – nicht nur wie bislang hauptsächlich im Neubau, sondern wohl auch zunehmend im Bestand. Anfang 2023 sind die Förderbedingungen für die mehr oder weniger offizielle Lieblings-Heiztechnologie des grün geführten Wirtschaftsministeriums nochmals besser geworden. Doch wird das strombasierte Heizen tatsächlich auch langfristig die Zukunft gehören? Noch gibt es jedenfalls auch mehrere Falltricke, die einer Verfestigung des Booms bislang noch im Weg stehen.
Innovativ, umweltfreundlich, nicht auf fossiler Basis und in hohem Maß förderfähig – die Argumente, die für Wärmepumpensysteme sprechen, sind aktuell für viele Verbraucher überzeugender denn je. Nach den zahlreichen (Jubel-)Vormeldungen der Verkaufszahlen im Jahr 2022 kommt das offizielle Gesamtergebnis für die Absatzzahlen im gesamten Jahr 2022 (236.000 neue Heizungs-Wärmepumpen und damit ein Plus von 53 Prozent zum Jahr 2021) wenig überraschend.
Dabei fiel der Zuwachs an Erdwärmepumpen – der aufwendigsten und in vielen Situationen baulich nur schwer realisierbaren Variante – noch vergleichsweise am moderatesten aus (+14 Prozent). Die wesentlich häufiger und mit weniger Aufwand baulich zu realisierenden Luftwärmepumpen sind nicht nur in der überwältigenden Mehrheit bei den Absatzzahlen, sie legten beim Verkauf auch um 61 Prozent zu. Am stärksten haben jedoch Warmwasserwärmepumpen (also Pumpen zur Trinkwassererwärmung) zugelegt (+93 Prozent). Das kommt nicht von ungefähr.
Das Besondere am 2022er-Hype um die Pumpe: nicht mehr nur im Neubau erste Wahl
Bereits seit einigen Jahren überwiegt die Wärmepumpen-Technologie im Wohnungsneubau – schlicht und einfach, weil die GEG-Mindestvoraussetzungen und das Erreichen förderfähiger energetischer Standards mit einer wärmepumpenbetriebenen Fußbodenheizung vergleichsweise einfach und effizient erreicht werden kann.
Nun war aber 2022 alles andere als ein Erfolgsjahr für den Neubau (so viel lässt sich jetzt schon relativ sicher absehen, auch wenn definitive Zahlen erst in etwa vier Monaten vorliegen werden). Daraus lässt sich demnach folgern, dass ein Großteil der 2022 besonders verstärkten Pumpen-Nachfrage im Bestandsbau zu verzeichnen war – und das war zuvor stets die Domäne des kosten- und energieeffizienten Segments der Gas-Brennwerttechnik. In deren Fußstapfen zu treten, scheint sich die Wärmepumpe anzuschicken.
Wir erinnern uns: Hocheffiziente Gasbrenner waren in den letzten 20 Jahren zunächst als moderne und besonders energieeffiziente Technologie der Liebling von Verbrauchern, Favorit von Heizungsindustrie und Verarbeitern und auch von der öffentlichen Hand über zahlreiche Förderprogramme begünstigt. Dies blieb auch so, solange Gas als sogenannte Übergangstechnologie zu einem künftig idealerweise von den Erneuerbaren geprägten Wärmemarkt noch gefragt war.
Allerdings war das Ende durch die Ankündigung der Ampel, die Förderung künftig auszusetzen, bereits absehbar. Dann erhöhten sich die Kosten für fossile Brennstoffe in ungeahnter Geschwindigkeit und obendrein war die Versorgung mit Gas nicht mehr gesichert. So kam 2022 im Heizungssegment das vorgezogene Förder-Aus.
Wärmepumpen hatten schon 2020 und 2021 besonders spürbaren Absatz-Aufwind. Dennoch zeigen die besonders starken Wachstumszahlen 2022, dass die Energiekrise zusammen mit dem faktischen neuen Förder-Monopol dieser Technologie gerade bei Modernisierungen im Bestand eine immense Nachfrage erzeugt haben.
Insbesondere der oben gezeigte besonders starke Anstieg des Warmwasserwärmepumpenabsatzes deutet daraufhin, dass ein großer Teil zumindest dieser Nachfrage wohl auf Maßnahmen von Wohnungseigentümern zurückzuführen ist, die Energieeinsparungen erzielen wollen – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Energiekostenanstiege und den befürchteten Engpässen bei der Versorgung mit fossilen Rohstoffen.
Förderbedingungen für Wärmepumpen: Anpassungen 2023 begünstigen Systemwechsel
Zum 1.1.2023 sind die BEG-Förderbedingungen für Heizungssysteme – darunter auch Wärmepumpen – nochmals nachjustiert worden. Fördersätze von bis zu 40 Prozent bleiben für die Wärmepumpe demnach weiterhin möglich. Diese Zuschüsse können nicht nur für die Anschaffung der Pumpe selbst, sondern auch für Maßnahmen im Zusammenhang mit der Installation – etwa den Heizkörpertausch oder die Erschließung von Erdwärmequellen (im Fall von Erdwärmepumpen) – beantragt werden.
Ab Januar 2023 kann selbst die vorübergehende Miete einer provisorischen Heizung in der Förderung berücksichtigt werden, damit Hausbesitzer die Möglichkeit haben, ihr Heizsystem für den Einsatz einer Wärmepumpe vorzubereiten (etwa durch neue Heizkörper oder den Einbau einer Fußbodenheizung), bevor die Anlage eingebaut wird.
Die Industrie bereitet sich auf eine wachsende Marktnachfrage vor
Bei einem derart günstigen Produktumfeld und einer derart hohen Nachfrage ist es kein Wunder, dass fast alle namhaften Hersteller aus der Heiz- und Installationstechnik sich mittlerweile stark auf die Entwicklung von Wärmepumpen-Lösungen fokussieren, zumal die derzeitige Produktionskapazität der aktuellen Nachfrage kaum standhalten kann.
Auch mit Blick auf die internationalen Märkte werden bereits neue Produktionsanlagen errichtet, zumal die heimische Industrie mit Argusaugen auf die Entwicklungen bei der US-Konkurrenz blickt: Das US-Subventionsprogramm Inflation Reduction Act greift den amerikanischen Herstellern von Wärmepumpen bei der Entwicklung und Produktion bereits mächtig unter die Arme – hier will man nicht zurückfallen.
Alles auf Wärmepumpe? Es gibt auch Aspekte, die den Boom langfristig wieder bremsen könnten
Dass die Wärmepumpe zu den derzeit umweltfreundlichsten und innovativsten Heizsystemen gehört, steht außer Zweifel. Das macht sie gerade im Neubausektor für einen effizienten Gebäudetechnik-Einsatz besonders geeignet. Eine künftig massenhafte Verbreitung von Wärmepumpen im Bestand ist aber nicht so gesetzt, wie viele Marktakteure zu hoffen scheinen. Zumindest muss die Branche in den kommenden Monaten und Jahren zunächst einige dringende Probleme lösen.
Kurzfristiges Problem? Handwerkerengpässe und Kostenanstiege
Die erhöhten Energiekosten bringen immer mehr Gebäudeeigentümer dazu, sich nach alternativen Heizsystemen umzuschauen. So weit, so günstig für die Wärmepumpennachfrage. Allerdings betreffen die Kostenanstiege nicht nur die Lebenshaltungs- und Energiekosten der Haushalte, sondern auch bei den Baukosten kann von Entspannung keine Rede sein – und diese Entwicklung bremst die gestiegene Investitionsbereitschaft auf der anderen Seite ein. Zumal auch Bauherren, die sich für die Investition in Wärmepumpen entscheiden haben, überhaupt zunächst einmal Betriebe finden müssen, die diese auch installieren.
Hier rächst sich zum einen der starke langjährige Fokus vieler SHK-Handwerksbetriebe auf die Gasthermen, sodass noch nicht alle Unternehmen über entsprechend geschulte Fachkräfte verfügen. Zum anderen verschlechtern sich die Personaldecke und die Ausbildungszahlen im Handwerk weiter, nicht zuletzt im Hinblick auf die bereits einsetzende Verrentung der geburtsstarken Jahrgänge. Hier braucht es dringend eine Perspektive für die nächsten fünf Jahre – denn sonst versandet die Nachfrage schlicht mangels möglicher Umsetzung.
Probleme: Heizen mit Strom erfordert mehr erneuerbaren Strom, um wirklich klimaschonend zu heizen
Auch der Ausbau der erneuerbaren Energien muss endlich wesentlich schneller vorangehen als in den letzten beiden Jahrzehnten – nicht nur im Hinblick auf die Klimaziele für 20230, sondern auch im Interesse der Wärmepumpe, die ja nur klimaschonend arbeiten kann, wenn der dafür benötigte Strom aus erneuerbaren Quellen stammt – bei weiter nicht nachhaltig erzeugtem Strom wird der Pumpe nicht nur die Klimabilanz verhagelt, sondern bei weiter auf den immer teurer werdenden konventionellen Energieträgern beruhenden Stromkosten wird den Betreibern von Wärmepumpen auch die Wirtschaftlichkeitsberechnung versalzen.
Bestand nicht immer ohne Weiteres für Wärmepumpen tauglich– Hersteller setzen daher auf Hybridlösungen
Ein weiteres Manko für die Verbreitung der Wärmepumpen über den Neubau hinaus ist die schlichte Tatsache, dass viele Bestandsgebäude sich nicht ohne Weiteres für den Betrieb einer Wärmepumpe eignen (zumindest nicht ohne eine vorherige energieeffiziente Komplettsanierung, die nur die wenigsten Bauherren bereit bzw. finanziell überhaupt in der Lage dazu sein dürften, überhaupt zu stemmen).
Hybridlösungen sind daher eine Lösung für den Bestand, die von Industrie und Bauakteuren stark favorisiert wird. Wie langfristig sich diese Systeme am Markt etablieren können, wird allerdings die Zukunft zeigen müssen, denn es stellt sich doch sehr die Frage, wie weit solche Systeme unter dem zu erwartenden, konstant besonders hohen Preisniveau für fossile Energien langfristig wirtschaftlich arbeiten können sollen.