Manchmal muss man die guten Nachrichten erst im Kleingedruckten suchen, doch das kann sich lohnen: In den Ergebnissen einer aktuellen Umfrage unter Verbraucherinnen und Verbrauchern zum polarisierenden Thema Heizung dominiert zunächst die Kritik an den von vielen als verwirrend empfundenen Neuerungen bei den GEG-Bestimmungen. Auch die Zahl der Haushalte, die laut eigener Aussage auf keinen Fall ihre Heizung in nächster Zeit erneuern möchten, liegt recht hoch. So weit, so negativ (auch aus Bausicht). Doch schaut man genauer hin, fällt die hochgerechnet sechsstellige Zahl der Haushalte ins Auge, die bereits 2024 ihre Gebäudeheizung energetisch sanieren möchten. In den nächsten Jahren plant laut Studie jeder sechste Haushalt eine oder mehrere energetische Ertüchtigungsmaßnahme rund ums Haus. Wodurch die Ergebnisse der Heizungs-, Installations- und Solarbranche auf den zweiten Blick eben doch einen womöglich günstigeren Jahresverlauf in Aussicht stellen, als vielerorts befürchtet – allerdings würde das Vorjahresergebnis wohl dennoch verfehlt.
Der Artikel kurz zusammengefasst
In einer Umfrage äußerten sich die deutschen Haushalte überwiegend kritisch zum neuen GEG und den damit verbundenen Fördermaßnahmen. Die Mehrheit will im laufenden Jahr keine energetischen Verbesserungen an der eigenen Immobilie vornehmen. Trotzdem plant jeder sechste Haushalt energetische Maßnahmen binnen fünf Jahren. 1 Prozent der Haushalte will auf die Förderangebote zurückgreifen und hat konkrete Heizungstauschpläne für 2024 (das sind über 400.000 Haushalte bzw. förderfähige Heizungen). Damit wäre das Wachstum im Wärmepumpenmarkt stabil. Insgesamt deutet die Studie dennoch ein Ergebnis für die Heizungsindustrie unter den Vorjahresresultaten an. Die Solarbranche dürfte sich dagegen über die Photovoltaikabsichten der befragten Personen freuen.
Zunächst: Haushalte insgesamt nicht gerade begeistert von Heizungspolitik
In einer Studie des Beratungs- und Marktforschungsunternehmens Sirius Campus GmbH wurde im September 2023 eine Haushaltsstichprobe von 2.028 Interviews unter Wohneigentümern, privaten Vermietern und Mietern befragt. In der Umfrage wurde neben der generellen Investitionsbereitschaft der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch die Einstellung der Haushalte zu der seit erstem Januar gültigen neuen Fassung der Heizungsbestimmungen im GEG erhoben.
Interessanterweise hat nur jeder zweite Haushalt die polarisierende Debatte um das Gesetz im letzten Jahr aktiv verfolgt. Dennoch scheint das Ergebnis den meisten bekannt zu sein. Wenig verwunderlich bei der Relevanz des Themas für die meisten Heizungsbesitzer:
Zwei Drittel (68 Prozent) sorgen sich aufgrund der auf sie durch das neue GEG zukommenden finanziellen Belastungen. Außerdem ist mehr als jeder zweite befragte Haushalt (57 Prozent) ganz und gar nicht der Ansicht, dass die mit dem GEG einhergehenden Förderungen besonders motivierend sind, die Möglichkeit der energetischen Sanierung ihrer Immobilie zu überprüfen. Dass das verwirrende Regelwerk mit seinem Flickenteppich an regional höchst unterschiedlichen (und obendrein größtenteils noch ungewissen) Gültigkeit keine gute Note erhält, überrascht nicht.
Für die Branche ist die unterm Strich negative Assoziation, die mit dem Thema GEG und Heizungstausch verbunden wird, alles andere als unwesentlich: Schließlich ist es nicht gerade ein verkaufsfördernder Effekt, wenn das Thema Heizung negativ besetzt ist. Marketing und Vertrieb müssen die Herausforderung meistern, Kunden zu einem Thema zu beraten, das sie nur ungern angehen. Dass sie über mangelnden Kundenkontakt klagen müssen, scheint jedoch nicht zu erwarten: Denn trotz der überwiegend negativen Einstellung der Haushalte zum GEG haben nicht wenige das Thema dennoch auf dem Schirm, wie die Umfrage nahelegt.
Denn darunter äußern dennoch einige ambitionierte Sanierungsabsichten bis 2029
16 Prozent der Befragten planen in den nächsten fünf Jahren eine oder mehrere energetische Maßnahmen an der eigenen Immobilie vorzunehmen. Hochgerechnet auf die Gesamtzahl der Haushalte in Deutschland (über 40 Millionen Euro) wären das ca. 6,5 Millionen Haushalte. Angesichts der aktuell nach wie vor bodenlos niedrigen Sanierungsquote im deutschen Gebäudebestand (aktuelle Schätzungen liegen bei 1 Prozent der Wohngebäude) wäre das alles andere als ein schwacher Trend (wenn auch erfahrungsgemäß zwischen guten Vorsätzen und Umsetzung bei derart umfangreichen Maßnahmen eine Lücke einzurechnen ist).
Dennoch scheint das GEG einen gewissen Impuls mit sich gebracht zu haben: In einer Vorbefragung aus 2022 lag die Investitionsbereitschaft der Haushalte für Maßnahmen wie Wärmedämmung, effizientere Heizung, regenerative Warmwasseraufbereitung oder PV-Anlagen noch geringer (bei 16 Prozent oder ca. 5,3 Millionen Haushalten).
Hochgerechnet wollen 1 Prozent der Haushalte2024 laut Umfrage eine förderfähige Heizung anschaffen
Etwa 439.000 Wohneigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern planen laut Studie bereits 2024 den Einbau einer förderfähigen Heizung (das entspräche etwa 1 Prozent der Haushalte bzw. 2 Prozent aller Wohneinheiten im Eigentum in Deutschland). Etwa 85 Prozent aus dieser Gruppe denken über eine Wärmepumpe nach (die sicher in vielen Einbausituationen unumgänglich wäre, um die zu-65 Prozent-erneuerbar-Forderung des GEG zu erfüllen).
Die Studienautoren gehen davon aus, dass der Bekanntheitsgrad der neuen Förderung unter Eigentümern im Laufe von 2024 zunehmen wird und dass so das erklärte Ampel-Ziel, dass 500.000 Heizungen mit erneuerbarer Technologie im Jahr neu verbaut werden, bereits 2024 in greifbare Nähe rückt.
Im Vergleich zu 2022 und 2023 wäre das vermutlich dennoch ein Rückgang
Im Vergleich zu 2022 und den bisher absehbaren Heizungsabätzen im Jahr 2023 muss das allerdings nicht unbedingt Begeisterungsstürme bei der Heizungsindustrie auslösen. Der 2023 zu erkennende, wenn auch klimatechnisch und finanziell nicht gerade sinnvolle Nachfrageboom nach Gasheizungen dürfte 2024 unter GEG-Bedingungen kaum weiter anhalten – und damit fällt für die Industrie ein nicht unbeträchtlicher Teil der mutmaßlich einer Million im Jahr 2023 abgesetzten Heizungen wieder unter den Tisch.
Sollte die von den Studiendaten in Aussicht gestellte Zuwachsrate bei den erneuerbaren Systemen (sprich: v. a. Wärmepumpen) jedoch erreicht werden, würden jedoch zumindest die Sorgenfalten bei den Heizungsherstellern wieder etwas zurückgehen (denn nach dem GEG-Debakel fragt sich doch so mancher in der Branche, ob sie mit dem bereitwillig vollzogenen Wechsel zum Wärmepumpen-Schwerpunkt wirklich das richtige Pferd für die nächsten Jahre erwischt haben).
Photovoltaik-Aussichten: weiter auf dem Wachstumspfad?
Photovoltaikanlagen haben zuletzt einen Zubau-Boom erlebt: So meldet der Verband der deutschen Solarwirtschaft einen Zuwachs an neuen Anlagen von 85 Prozent allein im Jahr 2023. Die Hauptgründe sind die derzeit attraktiven Förderkonditionen in Kombination mit dem steigenden Strompreis, der den Haushalten den eigenen Solarstrom auf Dach oder Balkon zunehmend attraktiv erscheinen lässt.
Auch laut den in der Studie geäußerten Absichten der Haushalte wird der Boom in den nächsten fünf Jahren stärker werden. Hochgerechnet planen laut Ergebnis nahezu 6 Prozent der deutschen Haushalte Solarstrom bis 2029 zu nutzen, darunter überwiegend Hauswohneigentümer.