SHK-Branche: Umsatzplus in 2023, doch mulmiges Gefühl wegen 2024

Sharing is caring!

SHK-Branche: Umsatzplus in 2023, doch mulmiges Gefühl wegen 2024

Krisengewinnler ist ein hässliches Wort und trifft hier wie meist auch nicht zu. Dennoch steht seit Bekanntwerden der Zahlen eins fest, was Beobachter vielfach schon vermutet hatten: Das SHK-Handwerk hat im schwierigen Marktumfeld des Jahres 2023 unterm Strich erfolgreich abgeschnitten. Auch andere Akteure innerhalb der SHK-Branche – insbesondere im Segment Heizung – meldeten nicht nur gute, sondern sogar Rekordabsätze. Wo das Haar in der SHK-Suppe steckt und warum die Erwartungen für 2024 dennoch angespannt bis negativ sind, erfahren Sie hier.

Der Artikel kurz zusammengefasst:

Das Marktumfeld im Hochbau war 2023 von Rückgang geprägt. Im SHK-Handwerk konnte der Jahresumsatz trotzdem um gut 7 Prozent gesteigert und das Personal aufgestockt werden. Das lag vor allem am Heizungsmarkt, bei dem auch die fossilen Energieträger kräftig mitmischten. Die Nachfrage war allerdings im ersten Halbjahr noch von der Gasversorgungskrise 2022 mitgeprägt, während ab Sommer schon kurz nach dem Koalitionskompromiss zum GEG die Absätze der Hersteller und Aufträge bei Handwerkern zurückgingen. Im Sanitärsektor unterperformte das Ergebnis bei neuen und sanierten Bädern um 17 Prozent. Die Erwartungen an 2024 sind in allen Sektoren angespannt, da die sinkende Baunachfrage auch am SHK-Markt kaum vorbeigehen dürfte. Die Erwartungen an 2024 sind allerdings verhalten – das Handwerk fürchtet eine Verfestigung der Verunsicherung bei den Verbrauchern.

SHK-Handwerk wärmt sich am Heizungsmarkt

Die Zahlen sprechen für sich: Der Branchenverband ZVSHK meldete für 2023 einen Umsatzzuwachs um 7 Prozent auf 62,7 Milliarden Euro im SHK-Handwerk. Dass das kein rein kosmetischer Effekt infolge der allgegenwärtigen Baupreisanstiege war, zeigt das 2023 ebenfalls deutlich aufgestockte Personal um 0,5 Prozent auf 396.700 Beschäftigten im SHK-Handwerk. Auch die Zahl der Auszubildenden hat sich positiv entwickelt. Die Schrumpfung bei der Zahl der Betriebe (-1,6 Prozent) scheint im Lichte dieser Entwicklungen teilweise eher ein Konsolidierungseffekt zu sein und spricht für das Wachstum bei größeren Betrieben.

Angesichts der anhaltenden konjunkturellen Schlechtwetterlage in der Baubranche könnte man sich verblüfft die Augen reiben und fragen, ob die SHK-Handwerksbetriebe in einer anderen und angenehmeren Welt leben als viele andere Bau-Gewerke. Doch natürlich ist in Wirklichkeit kaum einer verblüfft, denn der Sondereffekt, von dem die SHK-Konjunktur 2023 profitierte, ist bekannt:

Vor allem die Nachfrage nach Heizungen hat die Auftragsbücher der SHK-Fachbetriebe mit schwarzen Zahlen versorgt. Und zwar vornehmlich im ersten Halbjahr, während die Neuaufträge im zweiten Halbjahr laut Verbandsangaben zunehmend schwächelten. Die Effekte im ersten Halbjahr führt der ZVSHK weiterhin auf Folgeeffekte der unsicheren Gasversorgungslage im Winterhalbjahr 2022/2023 zurück, woraufhin viele Haushalte versuchten, auf sicherere Heizquellen umzusteigen.

Zugleich sind gleich zwei Effekte der Diskussion rund um das Heizungsgesetz zu konstatieren: Zunächst der (zumindest für die SHK-Konjunktur, wenn auch nicht für die Klimaschutzziele) erfreuliche Teil, nämlich der bekannte Run auf die Gas- und Ölheizungen „solange es noch geht“. Und danach, ab dem zweiten Halbjahr, die große Frustration: Die Nachfrage ging zurück, denn die Verbraucherhaushalte waren verunsichert – verständlicherweise: Denn verwirrender und komplizierter geht ein Gesetz für den Normalhaushalt kaum (mit einer Regelung, die je nach Wohnort ab 2024, 2026 oder 2028 gelten soll!). In dieser Situation war laut Verband auch in H2 die Nachfrage nach Gasheizungen weiter hoch, die zuvor noch boomende Wärmepumpenanfragen ließen dagegen rapide nach – das GEG hatte offensichtlich also tatsächlich einen unmittelbaren Effekt, nur eben genau nicht den vom Gestzgeber intendierten.

Sich aus Sicht der installierenden Handwerksbetriebe über den 2023er Heizungsmarkt zu beschweren, wäre zumindest auf Gesamtjahresebene aber ein Jammern auf hohem Niveau: So wurden laut Verbandsbilanz über 1,2 Millionen Heizungen eingebaut.

H1 hui, H2 pfui: Hersteller bemerken ebenfalls 2023er Halbjahrs-Effekt

Auch die Industrie bemerkt den eben gesehenen Halbjahreseffekt bei den eigenen Absatzzahlen (die sich nebenbei bemerkt auf Verkäufe beziehen und nicht zwingend auf bereits gelieferte bzw. installierte Heizungen). Der Gesamtmarkt ging um 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr nach oben und erreichte damit wie schon im letzten Jahr erwartet ein sechsstelliges Niveau von 1,3 Millionen abgesetzten Wärmeerzeugern.

Das Rekordplus bei Wärmepumpen (+51 Prozent auf 356.000 Heizwärmepumpen und damit mehr als jede vierte Heizung) verdankt sich laut Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie ebenfalls vor allem dem ersten Halbjahr. Die Nachfrage im Segment Gas-Heizungen ging um 32 Prozent nach oben (und hier gab es in beiden Halbjahren eine rege Nachfrage). Damit waren fast zwei Drittel der verkauften Heizungen Gasheizungen.

Eine regelrechte Auferstehung gab es beim eigentlich schon mehr oder weniger totgeglaubten Segment Ölheizung zu bestaunen: Hier wuchs der Absatz um sage und schreibe 99 Prozent zum Vorjahr. Damit erreichte das eigentlich schon verzwergte Segment Ölheizung immerhin einen Anteil von 8 Prozent am Absatz 2023. Die erneuerbaren Alternativen zur Wärmepumpe mussten dagegen fast alle empfindliche Absatzverluste oder nur geringfügigen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr hinnehmen.

Wo’s weh tut: über 200.000 weniger Bäder als 2022 

Dass der Sondereffekt beim Thema Heizung der Nachfrage im SHK-Segment 2023 ein Stück weit unter die Arme gegriffen hat, wird bei dem zweiten großen Segment der 48.100 SHK-Betriebe in Deutschland besonders deutlich: Der Sanitär- und Bädermarkt folgte dem allgemeinen negativen Trend in der Baunachfrage, der 2023 von Inflation und steigenden Baukosten eingebremst war: Nach vorläufigen Schätzungen lag die Zahl der neuen bzw. sanierten Bäder knapp unter 1 Million und damit um gut 17 Prozent unter der sonstigen jährlichen Installationsleistung bei Bädern.

Wohin mit dem Pendel 2024? GEG-Wirkung noch höchst unsicher

Beim Blick des Handwerks ins Jahr 2024 überwiegt Pessimismus, denn die Ausgangslage sieht für Investitionen in Bäder oder neue Heizungen nicht unbedingt günstig aus: Die Inflation geht zurück, doch bei den Baukosten gibt es noch kaum Anzeichen einer Entspannung und auch die Wende bei den Zinsen und der Finanzierung von Bau- und Modernisierungsprojekten ist bis jetzt nur vage in Aussicht gestellt worden. Zudem ist das erste Quartal bis jetzt einem Klima von Protesten und Arbeitskämpfen und der Blockade des Wachstumschancengesetzes wirtschaftlich nicht recht in Gang gekommen.

Dass die Geltung des GEGs ab 2024 den Markt für erneuerbare Heizungen in Schwung bringen würde, war das erklärte Ziel des Wirtschaftsministeriums. Doch aus Verbandssicht haben die politischen Maßnahmen vor allem ein Klima der Verunsicherung geschaffen, in dem es den meisten klüger scheint erst einmal abzuwarten, bevor eine Heizungsmodernisierung in Angriff genommen wird. Vertrauensbildende Maßnahmen durch die Politik wären also dringend angebracht, um die Vorteile eines zeitnahen Heizungstauschs erfolgreich zu vermitteln – bevor sich der Heizungsmodernisierungstau wieder bildet, nachdem er kaum damit begonnen hat, sich aufzulösen.

Sharing is caring!


WordPress Cookie Plugin by Real Cookie Banner