Die Immobilienpreise sind gestiegen, die Zinsen ebenfalls – Eigentumswohnungen sind damit für die meisten Haushalte in Deutschland unerschwinglich geworden. Wie unerschwinglich, bleibt bei den üblichen Vergleichen von Indexwerten oder Quadratmeterpreisen inklusive Inflation jedoch zumindest für Nicht-Zahlenmenschen oder Nicht-Sparfüchse weitgehend abstrakt. Sehr viel anschaulicher ist eine Betrachtung der Lebenszeit, die Immobilienerwerber damit zubringen müssen, sich die Ausgaben für den bloßen Kaufpreis zu erarbeiten. Das Immobilienportal ImmoScout hat dies in einer aktuellen Auswertung getan – und macht durch diese Ergebnisse den Anstieg drastisch spürbar. Auch, wenn sich die benötigte Arbeitszeit von Metropole zu Metropole und von Bundesland zu Bundesland unterscheiden, ist klar: Mit weniger als zehn Jahren seines Lebens an Arbeitszeit kann heutzutage fast nirgendwo mehr Neubaueigentum erworben werden.
Die Eigentumswohnung mit ca. 80 m² Wohnfläche, einst als das klassische Einstiegs-Produkt für Immobilienersterwerber als erste Etappe zur Finanzierung eines Eigenheims beliebt, ist längst zur zumindest etwas bezahlbareren Alternative zum freistehenden Einfamilienhaus geworden. Doch selbst davon kann für immer mehr Durchschnittverdiener keine Rede mehr sein: Für eine Drei-Zimmer-Wohnung mit 80 Quadratmetern aus dem Bestand musste man laut der ImmoScout-Datenbank im Deutschlandschnitt Anfang 2023 einen Angebotspreis von sage und schreibe 217.120 Euro aufbringen.
Das Immobilienportal ImmoScout hat die durchschnittlichen lokalen Angebotspreise für Eigentumswohnungen aus dem Bestand und im Neubau mit dem Haushaltsnettoeinkommen in Verbindung gebracht, das die Absender von Suchanfragen in ihren ImmoScout-Profilen angeben und so die Stunden (bzw. Jahre) modellhaft ausgerechnet, die Immobilienerwerber an reiner Arbeitszeit zubringen müssen, um diese Preise zu bezahlen (wohlgemerkt, ohne dass zusätzliche Drittel an Zusatzkosten, das beim Wohneigentumserwerb für Notar, Provision, Grundsteuer etc. noch meist obendrauf kommt).
Kein Dolce far niente im Süden
Im Bundesländervergleich (in dem ImmoScout24 die Metropolen Berlin und Hamburg nicht dazuzählt) müssen Kaufinteressierte aus Bayern und Baden-Württemberg im Schnitt am längsten arbeiten, um den Kaufpreis einer Drei-Zimmer-Wohnung zu finanzieren. In Baden-Württemberg muss für eine Neubauwohnung knapp 9 Jahre an Arbeitsstunden malocht werden und für eine Bestandswohnung 6 Jahre. In Bayern müssen für eine Neubauwohnung 8 Jahre bzw. 6 Jahre gearbeitet werden – wohlgemerkt alles unter der rechnerischen Annahme, dass für die Zahlung des bloßen Angebotspreises das gesamte Haushaltsnettoeinkommen aufgewendet wird.
Weniger hohe Kosten im Osten
In den neuen Bundesländern und im Saarland sind die Angebotspreise für Eigentumswohnungen wesentlich niedriger, das Haushaltsnettoeinkommen zumindest der Kaufinteressenten jedoch nicht wesentlich niedriger als im Süden. Aus diesem Grund müssen dort die Käufer nur etwa 3 Jahre ihrer Lebenszeit für die Arbeit investieren, um den Angebotspreis für eine entsprechende Drei-Zimmer-Wohnung aufbringen zu können.
Sieben größte Städte verlangen den Haushalten am meisten Zeit und Geld ab
In den Metropolen (gemeint sind Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart) nutzt das höhere durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen den Eigentumsinteressenten wenig, denn die Angebotspreise sind in diesen Großstädten auf Rekordjagd. Dementsprechend müssten Immobilieninteressenten in München für eine Neubauwohnung etwas mehr als 14 Jahre und für eine Bestandswohnung mehr als 11 Jahre am Stück arbeiten. In Köln, aber auch in Hamburg und Berlin, sind es „nur“ über 10 Jahre für eine Neubauwohnung, in Düsseldorf, Frankfurt am Main und Stuttgart müssen sich die Interessenten das Wohnen in den neuen drei Zimmern 11 Jahre lang erarbeiten – für eine Bestandswohnung sind es in allen Metropolen außer dem noch teureren Spitzenreiter München fast 10 Jahre.