Studie: Architekten sind mit Nachhaltigkeitszertifikaten unzureichend vertraut

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Nachhaltigkeit steht seit vielen Jahren ganz oben auf der Agenda vieler Unternehmen im Bausektor. Schließlich können nachhaltige Produkte und Bauweisen die Erschöpfung der Ressourcen zu reduzieren. Im Laufe der Jahre hat das Thema Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung gewonnen und spielt mittlerweile auch bei der Materialentscheidung in Bauprojekten eine Rolle. Grundsätzlich sind Zertifikate eine gute Möglichkeit, das Vertrauen von Kunden in die Nachhaltigkeit von Bauprojekten zu erhöhen. Es fehlt daher auch nicht an verschiedenen international etablierten Zertifizierungsangeboten wie DGNB, BREEAM oder Leed. Eine neue Studie zur Nachhaltigkeit in acht europäischen Ländern zeigt jedoch: Viele Architekten sind mit den gängigen Zertifizierungen nicht vertraut – gerade auch in Deutschland.

Obwohl Nachhaltigkeit bei Bauprojekten eine wichtige Rolle spielt, fehlt oft die Investitionsbereitschaft

Die Unkenntnis bei Zertifikaten hängt womöglich mit einem weiteren Kernproblem auf dem Markt für nachhaltiges Bauen zusammen: Die Studie „Europäischer Architektenbarometer“ unseres Schwesterunternehmens USP Marketing Consultancy zeigt zwar, dass Anfang 2021 immer mehr Architekten in europäischen Ländern berichten, dass das Thema Nachhaltigkeit in den Gesprächen mit ihren Auftraggebern ein wichtiges Thema ist. Doch auch wenn das Interesse an nachhaltigen Lösungen hoch ist: Die Bereitschaft der Bauherren, in Nachhaltigkeit zu investieren, ist weiter gering und hinkt der großen Aufmerksamkeit, die das Thema mittlerweile genießt, auffallend hinterher.

Die Zertifizierung könnte viel bewirken – doch die Zertifikate sind nicht gut genug bekannt

„Zertifizierungen können einen großen Einfluss bei der Klärung des Nachhaltigkeitsbegriffs haben. Unsere Erhebung zeigt: Die Auftraggeber sind offen für nachhaltige Lösungen und fordern sie sogar ein, aber die Tatsache, dass die Menschen mit den möglichen Vorteilen dieser Lösungen nicht vertraut sind, führt zu einer geringen Bereitschaft, in sie zu investieren“, erläutert Studienleiter Jeroen de Gruijl von USP Marketing Consultancy.

Durch den Nachweis, dass gebrauchte Materialien nachhaltig hergestellt wurden oder dass Lösungen zur Nachhaltigkeit eines Gebäudes beitragen, könnten transparente und allgemein anerkannte Zertifizierungen den Auftraggebern helfen, auf nachhaltige Lösungen zu vertrauen, so de Gruijl: „Ein Zertifikkat kann den Auftraggebern garantieren, dass jeder ausgegebene Euro tatsächlich dazu beiträgt, ihr Projekt nachhaltiger zu gestalten.“

Die Befragungsergebnisse zeigen aber, dass es mit der Marktakzeptanz der Zertifikate noch nicht so weit her zu sein scheint: Trotz ihres unbestrittenen  Mehrwerts sind viele Zertifizierungen relativ unbekannt. Nur ein kleiner Teil der europäischen Architekten kann Nachhaltigkeitszertifikate benennen, und eine große Mehrheit kann spontan kein einziges Zertifikat nennen – gerade in Deutschland tappen 66 Prozent der Architekten im Dunkeln. Doch selbst dort, wo die Zertifikate am bekanntesten zu sein scheinen (in Italien) können 24 Prozent der Planer kein Zertifikat für nachhaltiges Bauen benennen.

„Dieses zweideutige Verständnis von Nachhaltigkeit führt dazu, dass signifikante Maßnahmen für ein nachhaltigeres Bauen immer noch selten sind“, resümiert de Gruijl. „Die relative Unbekanntheit mit verschiedenen Nachhaltigkeitszertifikaten, die im Bauwesen verwendet werden, ist nur ein weiterer Beleg für dieses Phänomen.“

Über die Studie
Der Q4 2020-Bericht zur europäischen Architektenkonjunktur und dem Themenschwerpunkt „Nachhaltigkeit und Zirkularität“ mit den Ergebnissen aus 1.076 CATI-Interviews unter Architekten (und detaillierten Informationen für Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Italien, Polen, die Niederlande und Belgien) ist für 1.750 € bei BauInfoConsult erhältlich. Mehr Informationen erhalten Sie von Alexander Faust und Christian Packwitz unter 0211 301 559-10 oder per E-Mail an info@bauinfoconsult.de.

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