Das Nichtwohnungsbausegment ist stark den konjunkturellen Schwankungen unterworfen. Dennoch weisen die einzelnen Bausegmente typische Entwicklungen auf, die für eine gewisse Kontinuität der Neubauleistung sorgen.
Ökonomische Rahmenbedingungen setzen den Ton
Die heimische Konjunktur wird einem ungewollten Stresstest unterzogen. Der Krieg in der Ukraine, die galoppierende Inflation, der sich auftürmende Mangel an Vorleistungsgütern, die sich immer deutlixher abzeichnende Energiekrise sowie die immer noch latent weiterlaufende Pandemie sind gleich fünf Entwicklungen, von denen bereits jede einzelne das Potenzial besitzt, die deutsche Wirtschaft ordentlich unter Druck zu setzen.
Dabei wirken sich die bereits hochgeschnellten Gas- und Strompreise wie ein Brandbeschleuniger auf die Gesamtinflationsrate aus. Generell bilden die hohen Energiepreise (neben Gas haben sich bekanntermaßen auch Erdöl und Strom massiv verteuert) einen Art Grund-Inflationsrauschen, welches einen großen Anteil an den massiven Verbraucherpreissteigerungen einnimmt. Man kann also durchaus von einer Energiekrise sprechen, deren Breitenwirkung sowohl Produzenten als auch Verbraucher deutlich trifft.
Generell stellt die massive Inflationsrate ein Problem dar. So sind viele Unternehmen mittlerweile dazu übergegangen ihre gestiegenen Kosten – z. B. für Vorleistungsgüter – direkt an die Kunden weiterzugeben. Die massive Inflationswelle dürfte vorerst jedoch leider nicht abebben, prognostizierte die Deutsche Bundesbank. Sie prognostiziert eine Inflationsrate von rund 7,1 Prozent für das Gesamtjahr 2022 und 4,5 Prozent für 2023 aus (für den Extremfall erwartet die Prognose sogar eine Inflation von 7,6 Prozent im Jahr 2022 und 6,1 Prozent in 2023).
Gewerbliche Bauinvestitionen unter Druck
Die direkten Folgen gehen auch an der Baukonjunktur im Nichtwohnungsbau nicht vorbei. Bekanntermaßen ist die deutsche Bauwirtschaft während der ersten beiden Pandemiejahre mit leichten Blessuren davongekommen. Doch die ab Mitte 2021 massiv gestiegenen Baumaterialpreise (und deren Folgen) zeigen nun erste Wirkungstreffer. Vor allem im Bereich der Bauinvestitionen könnte sich 2023 kurzzeitig leichte Unruhe einstellen. Doch vorerst sollte die Bauinvestitionstätigkeit 2022 noch von den guten Vorzeichen zum Jahresbeginn sowie einigen kleineren pandemiebedingten Nachholeffekten zehren können.
Es ist damit zu rechnen, dass die gewerblichen Bauinvestitionen in einigen Branchen und Wirtschaftszweigen kurzfristig zurückgestellt werden könnten (je nachdem, wie schwierig sich das Jahr 2023 entwickeln wird). Unter der Voraussetzung, dass sich die gesamtkonjunkturellen Probleme im besten Falle bis 2024 wieder abschwächen, sollte sich dies positiv auf die Bauinvestitionstätigkeit auswirken.
Genehmigungen im Rückgang, Fertigstellungen hinken noch mehr hinterher
Neben der sinkenden Nachfrage ist der Neubau auf Kundenseite auch noch mit massiven Problemen bei der Realisierung der Projekte konfrontiert: Die Lücke zwischen den 2021 genehmigten und im selben Jahr fertiggestellten Projekten besonders hoch. Das liegt nicht nur daran, dass normalerweise ein großer Teil der in einem Jahr fertiggestellten Gebäude in einem der Vorjahre genehmigt worden ist. Vielmehr scheinen sich auch hier die erheblichen Verzögerungen im Bauablauf abzuzeichnen, die durch Materialmangel, Lieferengpässe und personelle Unterbesetzung bei den verarbeitenden Bettrieben entstanden ist. Wie viele genehmigte Projekte aufgrund der Preisentwicklung aufgeschoben oder ganz eingestampft worden sind, wird sich erst in Zukunft zeigen.

Prognosehorizont klart sich bis 2024 wieder etwas auf
Die von uns geschätzten Fertigstellungsraten für 2022 sind zwar auch nicht gerade rosig – doch sie macht immerhin deutlich, dass die Talsohle nach dem kritischen Jahr 2021 durchschritten sein dürfte: So ziehen die Fertigstellungen laut unserer Prognose wieder um 5,9 Prozent an, da einige der Projekte aus dem Vorjahr das Nichtwohnbausegment stützen.
Die Genehmigungen können in dem aktuell schwierigen Marktumfeld zwar keine großen Sprünge machen (-0,4 Prozent), doch dürfte das ab 2023 wieder verbesserte wirtschaftliche Umfeld laut unserer Prognose 2023 wieder einen gewissen Nachholeffekt ermöglichen: So erwarten wir 2023 nochmals etwas mehr Fertigstellungen als im Vorjahr (+1,5 Prozent) und einen Genehmigungszuwachs von 3,3 Prozent, was auch 2024 eine positive Gesamttendenz erwarten lässt.
Deutschland: Prognose der Genehmigungen und Fertigstellungen von neuen Nichtwohngebäuden 2022-2023 und Tendenz 2024: Veränderungen zum Vorjahr in Prozent

Quelle: Statistisches Bundesamt (Daten 2021), BauInfoConsult (Prognose), August 2022