Wohnimmobilienmarkt 2020: Nachfragepotenzial trotz Krise ungebrochen

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Von der simplen Wirtschaftslogik her müsste die Coronakrise eigentlich einen negativen Effekt auf die Immobilienpreise haben: Wer weniger Einkommen zur Verfügung hat, der kann sich auch nicht mehr so einfach eine eigene Immobilie zulegen. Allerdings ist der Immobiliensektor an sich ein Markt, der nicht unbedingt immer der reinen Wirtschaftslogik folgen will. Man muss sich hier nur einmal das Konstrukt von Mietendeckel vor Augen halten, um zu verstehen, dass der Immobilienmarkt an manchen Orten schon längst die normale Wirtschaftssystematik verlassen hat. Wie gut wird sich der Wohnimmobiliensektor also 2020 schlagen?

Aufgrund der eben erwähnten Besonderheiten der Wohnimmobilienbranche ist es für einige Analysten durchaus vorstellbar, dass der Verkaufsimmobilienmarkt trotz Pandemie erstmal auf einem stabilen Level weiter operiert. Hierfür dürften zumindest einige Indizien sprechen. So stehen wohl nur die wenigsten Verkäufer unter so starkem wirtschaftlichem Druck ihre eigene Immobilie unter Wert zu verkaufen, weil sie aufgrund der Coronapandemie massiv Gehaltseinbußen haben und dringend sofort Finanzmittel generieren müssen. Oder einfacher gesagt: Wer ein Haus verkaufen will, der kann normalerweise noch ein paar Monate länger warten.

Auf der anderen Seite haben die Immobilienkäufer oftmals eine feststehende Finanzierungsstrategie im Rücken (zum Beispiel durch einen Bausparvertrag oder eine abgesicherte Kreditlinien), die sich nicht auf einmal in Luft auflösen wird, nur weil eine Krise die Wirtschaft trifft. Gerade im klassischen Eigenheim- und Eigentumswohnungen-Segment handelt es sich bei den Käufen um langfristig geplante und durchfinanzierte Investitionen und weniger um Spontankäufe.

Falls sich die Coronakrise jedoch überhaupt negativ auf die Preisentwicklung für Wohnimmobilien auswirken sollte, dann dürfte dieser Effekt wohl erst mit einiger Verzögerung spürbar sein. Dabei sollte man bei der Analyse der Immobilienpreise jedoch darauf achten, nicht den kurzfristigen monatlichen Schwankungen zu erliegen.

Hier ergibt es eher Sinn dem Gutachterausschuss der AK OGA zu folgen und die Preisveränderungen für die verschiedenen Wohnimmobilienklassen auf Jahresebene zu analysieren. Somit ließe sich erst nächstes Jahr mit Gewissheit feststellen, ob die Pandemie überhaupt einen messbaren negativen Einfluss auf die Preisentwicklung während des Coronajahrs 2020 gehabt hat – oder sogar die Preisentwicklung umkehren konnte.

Es gibt zwar einige Ad hoc-Immobilienmarkt-Analysen privater Unternehmen, die während des Lockdowns eine Art Angebotsschock gemessen haben wollen. Allerdings waren die Preisrückgänge für Wohnimmobilien dabei nicht sonderlich dramatisch – ein Minus von 1,8 Prozent bei den Kaufpreisen von Ein- und Zweifamilienhäusern während der Lockdown-Monate März und April 2020. Dieser Rückgang dürfte alleine schon von den Preissteigerungen beider „Vor-Corona-Monate“ Januar und Februar 2020 größtenteils amortisiert worden sein. Falls nicht, sollte spätestens im dritten Quartal der Immobilienmarkt dafür Sorge tragen, diesen Einbruch zu egalisieren.

Dafür, dass der Immobilienmarkt ab dem dritten Quartal wieder normal laufen wird, gibt es natürlich keine Garantie. Vieles wird davon abhängen, ob es einen zweiten Lockdown geben wird – und falls ja, wie dieser aussehen könnte. Die von der F+B Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt GmbH für das Zweite Quartal herausgegebenen Immobiliendaten stimmen jedoch optimistisch, dass der Immobilienmarkt erstmal nicht heftig einbrechen dürfte.

So geht das Unternehmen davon aus, dass die Preise für Eigentumswohnungen bereits im zweiten Quartal um durchschnittlich 1,3 Prozent über dem Niveau des Jahresbeginns lagen. Auch die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser sollen zwischen dem ersten und dem zweiten Quartal um 2,9 Prozent zugelegt haben.

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